Sozialverbände fordern immer wieder mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung in Hessen. Aus der Praxis wird berichtet, dass zu wenig Prävention und zu wenig Vernetzung bezüglich des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) stattfindet und von den Unternehmen nicht konsequent angewandt wird.
Die Wiederherstellung, der Erhalt und die Förderung der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit, die im Betrieblichen Eingliederungsmanagement (BEM) geregelt sind, müssen besser und vollumfänglich genutzt und bei Nicht-Einhaltung sanktioniert werden, betont die SPD- Politikerin Dr. Daniela Sommer. Sozialminister Grüttner (CDU) sagte in der Fragestunde des Plenums im März, dass die Hälfte der hessischen Betriebe abgabepflichtig ist, da sie keine schwerbehinderten Menschen beschäftigen. Die Ausgleichsabgabe sei nicht nur als Instrument zum Ausgleich zu nutzen, sondern auch als Anreiz, um die Beschäftigungsquote zu erhöhen.
Dazu brauche es aber eine Erhöhung dieser Abgabe, so Sommer weiter, damit Unternehmen tatsächlich inklusiv beschäftigen. Die Erhöhung der Schwerbehindertenausgleichsabgabe oder der Beschäftigungspflichtquote wären ein Beitrag zu mehr Inklusion! Sie führt aus, dass Unternehmen verstärkt sensibilisiert werden müssten. Sie fordert die Landesregierung zur Verbreitung des Bewusstseins auf, dass Behinderung nicht mit Leistungsminderung gleichzusetzen ist und die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung ein Mehrwert und zugleich eine Möglichkeit ist, Arbeitskräftebedarfe zu decken.
Dr. Daniela Sommer, die Unternehmen in Frankenberg und Umgebung mit Karl-Heinz Ködding, zuständig für die berufliche Integration in den Frankenberger Werkstätten der Lebenshilfe, besuchte, erläutert: Wichtig ist die dauerhafte berufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderung im allgemeinen Arbeitsmarkt. Das geschieht vorbildlich in Waldeck-Frankenberger Unternehmen wie Metaform, Thonet, Osborn, Heitec und vielen mehr. Behinderte Menschen sind fähig, für ihren Lebensunterhalt selbst aufzukommen und ihren Platz in der Arbeitswelt einzunehmen. Wenn wir ihnen am Arbeitsmarkt eine Chance geben, werden sie ihre Fähigkeiten beweisen – das zeigen die vielen Unternehmensbeispiele, die mit der Lebenshilfe Waldeck-Frankenberg kooperieren. Viele Unternehmen, die diese Möglichkeit nutzen, lernen sie schätzen und haben bereits mehrere Eingliederungsstellen geschaffen.
Eine solche Chance am Arbeitsmarkt heißt, mehr Teilhabe und den Eingang in den Alltag zu verwirklichen, so Sommer. Menschen mit Behinderung seien besonders häufig von Arbeitslosigkeit betroffen. Damit steige auch das Armutsrisiko signifikant. Dem muss besser und vermehrt entgegengesteuert werden!, fordert die Abgeordnete abschließend.
Hintergrund
Dr. Daniela Sommer absolvierte einen Praxistag bei der Lebenshilfe im Fachbereich Arbeit. Sie besuchte mit Karl-Heinz Ködding folgende Betriebe: Bioladen Lipinski, Metaform, Thonet, Osborn sowie Heitec.
Insgesamt 26 Unternehmen haben 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Lebenshilfe in Außenarbeitsplätzen beschäftigt und verhelfen so zu deren beruflichen Integration und damit zu einem neuen Weg in den Alltag.