Fachkräftegewinnung fördern

Praxistag in der beruflichen Integration
Archivbild: Praxistag in der beruflichen Integration

Dr. Daniela Sommer, stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, wirft mit ihrer Fraktion der schwarz-grünen Landesregierung vor, auf den drohenden Fachkräftebedarf und andere wichtige Zukunftsfragen des Arbeitsmarktes kaum Antworten zu bieten.

Sommer konstatiert, dass nur ein klares Bekenntnis zur flächendeckenden Verbesserung der Kinderbetreuung, zum Ausbau der Ganztagsschulen sowie zu guten Arbeitsbedingungen, fairen Löhnen bis hin zu einem qualifizierten Einwanderungsgesetz die Fachkräftesicherung in Hessen voranbringe. „Nicht-erwerbstätige beziehungsweise geringfügig beschäftigte Frauen bilden das größte Fachkräftereservoir. Hunderttausende Frauen haben den Wunsch, endlich wieder in das Erwerbsleben zurückzukehren. Oder anstatt eines Minijobs zumindest einen ordentlich entlohnten Teilzeitjob oder Ganztagsjob annehmen zu können. Sie können es in vielen Fällen nicht, weil sie keine Möglichkeit haben, ihre Kinder betreuen zu lassen. Deshalb muss die Landesregierung dafür Sorge tragen, dass ausreichend Ganztagsplätze in Kitas zur Verfügung stehen. Schwarz-Grün kann die Landesförderung nicht bei 35 Stunden enden lassen und die weitere Finanzierung den Kommunen oder den freien Trägern überlassen. Es darf nicht sein, dass die Gebührenspanne immer weiter auseinandergeht und dass sich die Eltern in manchen hessischen Kommunen die Kita kaum noch leisten können“, so die Sozialpolitikerin. Für manche Frau lohne es sich schlicht und ergreifend nicht arbeiten zu gehen, wenn die Familie das Geld anschließend fast komplett für die Kita ausgeben müsse.

„Seit Jahren debattiert der Landtag immer wieder darüber, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen guter Schulbildung, qualifiziertem Schulabschluss, Berufsausbildung und der Vermeidung des Fachkräftebedarfs gibt – auch im Bereich der Ausbildungsförderung gibt es noch viel Optimierungsbedarf. Eine grundlegende Evaluation aller Bildungsangebote im Bereich der Ausbildungsförderung sowie des so genannten Übergangsbereiches und der vollschulischen Ausbildung ist bisher leider noch nicht erfolgt“, so Sommer weiter.

Ein weiterer Baustein zur Eindämmung des Fachkräftebedarfs sei die Erwerbsbeteiligung älterer und erfahrener Menschen durch gezielte Weiterbildung und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. Es gehe auch um nachhaltige Strategien zur Wiedereingliederung älterer Arbeitsloser. Ebenso müsse das Fachkräftepotenzial von Menschen mit Behinderung und das Potenzial ausländischer Fachkräfte berücksichtigt und gefördert werden. Dabei dürften jedoch einheimische Arbeitskräfte und Flüchtlingen nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Sommer ist sich sicher: „Wer Fachkräfte gewinnen und halten will, muss für gute Arbeit mit guten Rahmenbedingungen, faire Löhne, sichere Beschäftigung und stärkere Tarifbindung sorgen. Dazu gehört nicht nur das bereits geltende Mindestlohngesetz – dazu gehört auch die Eindämmung des Missbrauchs von Leiharbeit und Werkverträgen. Und dazu gehört auch die Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern.“

Insgesamt seien die individuelle Beteiligung und Selbstbestimmung, flexibleres Arbeiten, Zeitsouveränität sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit wichtig, damit Arbeit menschengerecht, sicher und fair gestaltet werden kann.