
Es gibt mehr niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner in Deutschland als je zuvor. Trotzdem herrscht in ländlichen Gebieten ein Bedarf an Hausärztinnen, Hausärzten und entsprechenden Praxen. Es verfestigt sich, dass der Hausarztbedarf in ländlichen Gebieten bei gleichzeitig stabilem Arztüberhang in den Städten zunimmt. Zu einer Diskussion mit dem Fraktions- und Landesvorsitzenden der hessischen SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel, und dem Vorsitzenden der hessischen Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Frank Dastych, hatte die Landtagsabgeordnete Dr. Daniela Sommer nach Frankenau eingeladen.
In Regionen mit fortbestehender Unterversorgung herrscht besonderer Nachbesetzungsbedarf, das zeigt auch der Gesundheitsreport sowie die neue Broschüre Fokus Gesundheit der KV. Hier sind die Daten zur gesundheitlichen Versorgung für den Landkreis Waldeck-Frankenberg regionalisiert. Der Altersdurchschnitt der Hausärztinnen und Hausärzte liegt in Waldeck-Frankenberg bei 57 Jahren, so dass schon in naher Zukunft viele Praxen eine Nachfolge suchen werden. Sommer sagte diesbezüglich: Die allgemeine fachärztliche Versorgung im Landkreis Waldeck-Frankenberg ist zwar aktuell ausreichend, dies wird sich jedoch aufgrund des eher hohen Durchschnittsalters der jeweiligen Medizinerinnen und Mediziner verändern.
Das Problem liegt dabei auf der Hand: Der Landkreis muss junge Medizinerinnen und Mediziner für den ländlichen Raum gewinnen. Viele junge Ärztinnen und Ärzte wollen im Ballungsgebiet oder im Angestelltenverhältnis im Krankenhaus arbeiten. Dabei ist oftmals die Motivation der Studierenden zu Anfang ihrer Ausbildung, Hausärztin oder Hausarzt werden zu wollen. Doch nur jede zweite Hausärztin bzw. jeder zweiter Hausarzt findet derzeit eine Nachfolge für ihre bzw. seine Praxis. Um den Status quo zu halten, müssten mindestens doppelt so viele Fachärztinnen und Fachärzte für Allgemeinmedizin ausgebildet werden.
Um Nachwuchskräfte zu finden, initiierte der Landkreis Waldeck-Frankenberg ein Projekt, um Landärztinnen und Landärzte zu gewinnen. Annette Maraun-Brüggemann, Leiterin des Gesundheitsamtes des Landeskreises Waldeck-Frankenberg, berichtete von diesem und weiteren vorbildlichen Projekten, um die gesundheitliche Versorgung in der Region zu sichern. Darüber hinaus sei es essentiell, das Fach Allgemeinmedizin attraktiver zu machen sowie die Weiterbildung inhaltlich und strukturell anzupassen, betonten Sommer, Schäfer-Gümbel und Dastych. Hier wollen die Akteurinnen und Akteure an einem Strang ziehen und die Allgemeinmedizin im Studium stärken.
Gleichzeitig ist es erforderlich, die Entscheidung für eine ärztliche Niederlassung im ländlichen Raum und Praxisgründungen in unterversorgten oder drohend unterversorgten Planungsbereichen zu erleichtern, um auch in Zukunft eine flächendeckende und möglichst wohnortnahe medizinische Versorgung auf qualitativ hohem Niveau gewährleisten zu können. Hier ist es wichtig, dass das am 1. Januar 2007 in Kraft getretene Vertragsarztrechtsänderungsgesetz, das Kooperationsformen erleichtern und eine Flexibilisierung des ärztlichen Berufs erzielen soll, voll auszuschöpfen. Die Möglichkeit der Anstellung von Vertragsärzten oder von Ärzten in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) spielt dabei eine wichtige Rolle, zumal von Ärztinnen, die rund zwei Drittel aller Absolventen des medizinischen Hochschulstudiums bilden, ein solches Angestelltenverhältnis oftmals gewünscht wird, so Sommer.
Abschließend vereinbarten die SPD Politikerinnen und Politiker mit Dastych, dem Vorsitzenden der KV, sich gemeinsam und konstruktiv für die Sicherung der gesundheitlichen Versorgung in ganz Hessen – insbesondere im ländlichen Raum – einzusetzen.