Tatsächliche Gleichstellung von Frauen in der hessischen Wissenschaft Fehlanzeige

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Dr. Daniela Sommer

In der heutigen Sitzung des Ausschusses für Wissenschaft und Kunst wurde die Antwort der Landesregierung auf einen Berichtsantrag der SPD zu Frauen in der Wissenschaft an hessischen Hochschulen behandelt (Drucksache 19/3599).

Nach der Sitzung äußerte sich die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und stellvertretende hochschulpolitische Sprecherin, Dr. Daniela Sommer, wie folgt: „Je weiter die wissenschaftliche Karriere voranschreitet, desto weniger Frauen sind an Hochschulen repräsentiert. Das belegen auch die Zahlen der Landesregierung. Bei den Juniorprofessuren etwa sank der Frauenanteil von 47 auf 41,5 Prozent, wobei es in Hessen keine einzige Juniorprofessorin in den Bereichen Humanmedizin und Gesundheitswissenschaften, Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie Veterinärmedizin gibt. Der Wissenschaftsminister gesteht ein, dass die Gleichstellung insbesondere in den höheren und in den Spitzenämtern noch nicht erreicht ist und es erheblichen Nachholbedarf gibt.“

Erhebliche Unterschiede, so Sommer, seien innerhalb der Tätigkeitsfelder festzustellen. „Während der Anteil der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen auf Landesstellen an hessischen Universitäten im letzten Jahr 40 Prozent betrug, liegt der Anteil an Professorinnen bei nur 23 Prozent. Auf Teilzeitstellen und befristeten Stellen sind Frauen deutlich überrepräsentiert. Vorhandene Instrumente insbesondere zur Bindung hervorragend ausgebildeter Frauen in der Wissenschaft und Forschung scheinen bis heute lediglich vereinzelnd zu greifen. Geschlechtsspezifische Unterschiede bleiben größtenteils bestehen“, sagte die SPD-Politikerin.

„Dies erscheint vor dem Hintergrund, dass letztes Jahr mehr als 50 Prozent aller Abschlussprüfungen an hessischen Hochschulen erfolgreich von Frauen absolviert wurden und ihr Anteil kontinuierlich wächst, zunächst sonderbar“, so Dr. Daniela Sommer weiter.

Bereits während und nach der Promotionsphase lasse sich jedoch das Phänomen beobachten, dass Nachwuchswissenschaftlerinnen tendenziell eher die Universitäten verlassen würden. Gründe seien beispielsweise geschlechtstypische Ressourcenverteilung und Arbeitsaufgaben innerhalb der Wissenschaft und Forschung. Im EU-Durchschnitt steche Deutschland negativ hervor: Die Pro-Kopf-Ausgaben für Forschung sind zwar mit am höchsten, der Anteil der Forscherinnen jedoch mit am niedrigsten.

„Die Hälfte der Studierenden in der EU sind Frauen“, berichtete Sommer. „Doch mit jeder Stufe auf der wissenschaftlichen Karriereleiter verringert sich der weibliche Anteil dramatisch, so auch in Hessen. Frauen versickern sozusagen in den traditionell auf Männer ausgerichteten Wissenschaftsstrukturen. Damit geht auch in Hessen ein beträchtliches wissenschaftliches Potenzial verloren, an dem es derzeit insbesondere in den Naturwissenschaften und der Technik mangelt. Und das Ministerium scheint hier keine wirksamere Lösung zu finden. Gerade Berufungen, Ressourcenverteilung und Arbeitsaufgaben innerhalb der Wissenschaft und Forschung müssen gendersensibel und geschlechterneutral sein“, so Sommer abschließend.