
Ende März initiierte die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine Podiumsdiskussion mit den heimischen Landtagsabgeordneten Dr. Daniela Sommer (SPD), Armin Schwarz (CDU) und Daniel May (Bündnis 90/Die Grünen). Rund 120 Lehrerinnen und Lehrer nahmen an dem Austausch im Nationalparkzentrum Kellerwald in Herzhausen teil. Ein erhöhtes Arbeitspensum, eine unverhältnismäßige Besoldung sowie der Nachwuchsmangel waren zentrale Themen.
Es gibt derzeit viele Missstände in der Schulpolitik! Wir haben auf diese Situation wiederholt in Anfragen, Anträgen und Setzpunkten aufmerksam gemacht. Aber wir wurden immer wieder von der Regierung als realitätsfern bezeichnet, da es den Lehrerinnen und Lehrern in Hessen durch Schwarz-Grün besser gehe als je zuvor, kommentierte die SPD-Abgeordnete Sommer den Abend damals.
Als Buchungstrick erster Güte bezeichnete auch der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Christoph Degen, in der Plenarsitzung vor der Sommerpause zur Arbeitsmarktsituation von Lehrkräften die Bedingungen an den hessischen Schulen Viele Stellen sind nicht besetzt oder in einem nicht unerheblichen Ausmaß mit Menschen besetzt, die nicht für das Unterrichten ausgebildet sind. Es gibt nicht genug Weiterqualifizierung, etwa für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, viel zu viele befristete Arbeitsverträge und eine viel zu hohe Ferienarbeitslosigkeit an den Schulen.
Der Lehrermangel komme daher nicht von ungefähr und sei auch durch die Arbeitsbedingungen und fehlende Wertschätzung durch die schwarz-grüne Landesregierung hausgemacht. Zu viele Lehrkräfte wanderten in andere Bundesländer ab, so Degen und Sommer.
Hessen vorn, das war einmal. Vorne ist Hessen zusammen mit Baden-Württemberg bei der Lehrerarbeitslosigkeit in den Sommerferien. Das Land ist für Lehrerinnen und Lehrer kein attraktiver Arbeitgeber mehr. 6.000 Lehrkräfte schleppen sich Jahr zu Jahr von einem befristeten Vertrag zum nächsten. Rund 1.000 Lehrkräfte werden vor den Sommerferien entlassen, um nach den Ferien weiter beschäftigt zu werden. Diese Lehrkräfte müssen auch in den Ferien bezahlt werden. Das nicht zu tun, ist unsozial, kritisierte Degen.
Die hohe Personalfluktuation rund um die Sommerferien verhindere eine stabile Bindung zwischen der Lehrer- und Schülerschaft. Auf eine gerechte Bezahlung an Grundschulen warteten die Lehrkräfte seit Jahren vergeblich. Schlechte Arbeitsbedingungen, Nullrunden und Lohndiktate in den letzten Jahren hätten die Attraktivität, an hessischen Schulen zu unterrichten, nicht gesteigert. Der Bildungsexperte Degen forderte daher die Landesregierung auf, die unsoziale Praxis bei Kettenverträgen und der Sommerferienarbeitslosigkeit abzustellen, um somit die Unterrichtsqualität an den Schulen zu verbessern.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion Ende März plädierten Schwarz und May noch, dass die Versorgungsquote an den Schulen im Landkreis Waldeck-Frankenberg bei knapp 105 Prozent liege. Dass in der Statistik jedoch auch Lehrkräfte in Elternzeit auftauchen, die aktuell nicht im Schuldienst aktiv seien, kritisierten die Anwesenden. Es werde zum neuen Schuljahr ein Defizit von 300 unbesetzten Stellen prognostiziert. Davon seien vor allem Grund- und Förderschulen in Waldeck-Frankenberg betroffen.
Ich hoffe, dass die Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen sowohl die Sorgen und Bedarfe als auch die Hinweise der Lehrerinnen und Lehrer endlich ernst nehmen, forderte die heimische Sozialdemokratin Dr. Daniela Sommer. Ich habe neben den Lehrerinnen und Lehrern vor Ort gehofft, dass sich im Nachgang der Podiumsdiskussion etwas bei den heimischen Bildungspolitikern der hessischen Regierungsfraktionen bewegt und diese sich für bessere Bedingungen an den Schulen einsetzen. Leider ist festzustellen, dass die Realität der Schulen immer noch nicht bei Schwarz-Grün angekommen ist!